Getreideeinheiten
nicht mit Getreide verwechseln
Die Getreideeinheit ist eine Kennzahl, die in Abhängigkeit von der Verwendungsstruktur des landwirtschaftlichen Erzeugnisses in der Fütterung das Energielieferungsvermögen eines Erzeugnisses im Verhältnis zum errechneten Energielieferungsvermögen von Futtergerste wiedergibt.
Aus der jährlichen deutschen Getreideernte werden rund 60 % der hieraus errechneten Getreideeinheiten als Futter von Rindern, Schweinen, Geflügel, Schafen und Ziegen eingesetzt. Daraus leiten Kritiker häufig ab, dass diese Menge ebenso gut der menschlichen Ernährung zugeführt werden könnte. Das ist nicht der Fall, aus folgenden Gründen:
Aufgrund seiner hohen Boden- und Nährstoffansprüche kann Brotgetreide nicht auf jedem Standort angebaut werden. Beim Anbau auf weniger ertragreichen Böden wären keine ausreichenden Erträge und Qualitäten zu erwarten, hier bliebe vermutlich nur die Vermarktung als Futtergetreide. Je nach Standort ist es daher mitunter sinnvoller, direkt Futtergetreidesorten anzubauen. Weiterhin können Wettereinflüsse und Faktoren der Bestandsführung zu unerwarteten Qualitätseinbußen beim Brotgetreide führen. In diesen Fällen werden die Ernten nicht mehr von Müllereien oder Bäckereien abgenommen. Weizenchargen mit einem geringeren Proteingehalt als 12 Prozent können i.d.R. entweder nur mit Abschlägen verkauft und mit besseren Qualitäten für die Brotherstellung aufgemischt werden oder sie werden als Futterweizen eingestuft und geringer vergütet. Um einen größeren Anteil der deutschen Getreideernte für Brot und Backwaren einsetzen zu können, müsste eine Anpassung der Qualitätsansprüche für Backweizen geprüft werden. Hier spielen also auch politische Rahmenbedingungen und die Erwartungen der Verbraucher eine Rolle.
Doch auch auf idealen Standorten kann nicht in jedem Jahr Brotweizen angebaut werden. Monokulturen sind in Deutschland nicht zulässig - der Wechsel der Kulturen und Anbau von Zwischenfürchten trägt zur Gesunderhaltung des Bodens bei. Die Fruchtfolgen enthalten nach Weizen häufig Gerste oder Roggen, die als Futtergetreide Verwendung finden. Bei der Wahl der Ackerfrucht spielen für den Landwirt neben den Standortgegebenheiten auch Absatzchancen und Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Opportunitätskostenkalkulationen können hilfreich sein, um die Vorzüglichkeit der heimischen Erzeugung tierischer Produkte oder von Getreide für den Export abzuwägen.
Aus den oben genannten Gründen fallen jedes Jahr größere Mengen Getreide an, die nicht in der Brot- und Backwarenherstellung genutzt werden können. Als Viehfutter tragen sie zu einer sinnvollen Ressourcenverwertung bei. Nutztiere erzeugen hieraus hochwertige und proteinreiche Lebensmittel.