Haltung
Gute Kälberentwicklung – Voraussetzung für eine nachhaltige und erfolgreiche Aufzucht und die spätere Ausschöpfung des vollen Potenzials.
Hygiene im Kälberbereich ist die Grundvoraussetzung um eine gesunde und wirtschaftliche Aufzucht zu gewährleisten. Dieser Bereich wirkt sich nachhaltig auf das Immunsystem und somit die Fitness des Kalbes aus. Ein gutes Hygienemanagement kann Infektionsketten unterbrechen oder erst gar nicht entstehen lassen. Der Weg zu einer leistungsfähigen Milchkuh ist so von Anfang an geebnet.
Die Biosicherheit beschreibt die Maßnahmen, die auf den Betrieben getroffen werden, um Krankheitserreger von Tieren fernzuhalten oder bei Ausbruch in einem Betrieb einzudämmen. Hierbei wird das gesamte Erregerspektrum von Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten abgedeckt.
Das Buch Biosicherheit in der Rinderhaltung
aus dem DLG-Verlag gibt Landwirten, Tierärzten und Beratern hilfreiche praktische Tipps zur effektiven Umsetzung von Hygienemaßnahmen an die Hand. Es werden praxisnah verschiedenste Tätigkeitsbereiche auf rinderhaltenden Betrieben hinsichtlich ihrer Hygienerisiken charakterisiert und passende Konzepte zur Risikominimierung vorgestellt. Das Buch ist für einen kleinen Betrag zu erwerben.
open_in_newBiosicherheit in der Rinderhaltung (Münster, Hufelschulte und van Wieren; DLG Verlag)
open_in_newBiosicherheit in der Rinderhaltung (Kristin Resch, Milchpraxis, Dez. 2023)
open_in_newStalltafeln zur Biosicherheit im Rinderstall (BRS)
Wasser, als eines der wichtigsten Nahrungsmittel unserer Tiere, ist einscheidend für das Wachstum der Kälber. Trinkwasserqualität und eine ausreichend Menge Trinkwasser stellt einen Grundstein in der Aufzucht der Kälber dar.
Die Tränketechnik und –hygiene stellt sich immer wieder als Weichensteller in der Kälberhaltung dar. So sind diese beiden Bereiche untrennbar miteinander verbunden und je nach gewähltem System mit unterschiedlichen Anforderungen verwoben. So gilt es insbesondere bei der ad libitum Tränke auf die Hygiene in den Eimern und die Milch(-austauscher)-Qualität zu achten. Bei der Automatenfütterung ist ein besonderes Augenmerk auf den von allen Kälbern genutzten Nuckel und dessen Umgebung zu legen.
Die ad libitum Tränke hat in vielen Betrieben Einzug gehalten und zu einer deutlichen Verbesserung in der Kälberaufzucht geführt. Es zeigt sich, dass durch das dauerhafte Angebot von Milch und oder Milchaustauscher eine Verbesserung der täglichen Zunahmen, die Verringerung der Erkrankungshäufigkeit, eine Verkürzung der Krankheitsphasen erreichen lässt. Zudem gilt als nachgewiesen das Kälber mit ad-libidum Fütterung eine verbesserte Milchleistung im späteren Leben aufweisen.
Neben den Bemühungen vermehrt genetisch hornlose Tiere zu züchten, wurde das Regime um die Enthornung im Hinblick auf das Tierwohl ausgeweitet. So gewinnt im Kälberbereich auch das multimodale Schmerzmanagement immer mehr an Bedeutung. Dieses Verfahren umfasst sowohl die Sedation, als auch die Schmerzausschaltung durch ein Schmerzmittel und eine lokale Betäubung vor der Enthornung.
Um eine hohe Effektivität in der Kälberaufzucht sicherzustellen sind betriebliche Eigenkontrollen und die Dokumentation von großer Wichtigkeit. Die Verwendung von Checklisten kann dazu beitragen betriebsindividuelle Fehler in der Aufzucht von Kälbern zu identifizieren und zu beheben. Zudem ist es möglich einen einheitlichen Wissensstand unter allen betreuenden Personen mithilfe von Checklisten zu etablieren.
Das Transportalter von Kälbern wird durch die Änderungen der Tierschutztransportverordnung ab dem 1. Januar 2023 von 14 auf 28 Tage heraufgesetzt. Das führt zu neuen Herausforderungen für der Tierhalter und die gesamte Wertschöpfungskette.
Um vitale Kälber mit einem hohen Vermarktungspotential zu erzeugen, ist die optimale Versorgung von Kälbern Voraussetzung. Um ökonomisch zu wirtschaften bedeutet das eine betriebsindividuelle Anpassung von Platz-, Futter- & Wasser-, Betreuungs- und Behandlungsbedarf, sowie einer Betrachtung der Kostenbelastung je aufgezogenem Kalb.
Die Temperatur für die Haltung von Kälbern sollte 25 °C nicht überschreiten und 10°C (in den ersten zwei Wochen) bzw. 5°C nicht unterschreiten. Aus dem aufgezeigten Temperaturen wird deutlich das sowohl im Sommer wie auch im Winter besonderes Augenmerk auf die Einhaltung des optimalen Temperaturbereichs gelegt werden muss und zuweilen eine Herausforderung darstellen kann. Der Temperaturüberwachung in Kälberhaltung kommt somit ebenfalls eine hohe Bedeutung zu.
open_in_newKälber vor Hitzestress schützen (agrarheute.de, 14.06.2019)
Sowohl die Gruppenhaltung als auch die kuhgebundene Aufzucht wirken sich positiv auf die Entwicklung des Kalbes aus. Vor allem das Ausleben des Sozialverhaltens wird gestärkt und fördert dadurch auch das Wohlbefinden des Kalbes, was sich in verbesserten Aufzuchtergebnissen wiederspiegelt. Neben der Einhaltung der gesetzlichen Haltungsbedingung ist daher ratsam betriebsindividuell zu prüfen inwieweit weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Haltung umgesetzt werden können.