Anforderungen - Wirtschaftlichkeit - Wahrnehmung
Neben der Betriebsführung und dem Herdenmanagement muss der Milchkuhhalter gut über die gesetzlichen Grundlangen informiert sein, bspw. zum Tierschutz, den Haltungsvorgaben und dem Tierwohl sowie zu den Dokumentationspflichten über seinen Bestand und zur Anwendung von Arzneimitteln.
Lebensleistung, Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit, Jungkuhleistung sowie Laktationspersistenz der Kühe sind wesentliche Parameter für eine effiziente und wirtschaftliche Milcherzeugung. Zudem handelt es sich dabei um essentielle Aspekte zur Erwirtschaftung eines auskömmlichen Einkommens, aber auch für eine nachhaltige Milchgewinnung.
Ernährungssicherung und Klimawandel sind globale Herausforderungen, in deren Kontext die Nutztierhaltung im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion steht. Die ethische Vertretbarkeit von Leistungen der Nutztiere, den Wechselwirkungen zwischen Leistung und Tiergesundheit und die Nutzungsdauer der Tiere sind zentrale Aspekte dieser Diskussion, der sich Milcherzeuger gegenübersehen und die das Image der Milchkuhhaltung bestimmen.
Tierschutz und Tierwohl
Entsprechend der Vorgaben des Tierschutzgesetzes ist jeder, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, verpflichtet, das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen zu ernähren, zu pflegen und verhaltensgerecht unterzubringen. Grundsätzlich muss jeder Rinderhalter über die für eine angemessene Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte Unterbringung seiner Tiere erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Jeder, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, ist u. a. verpflichtet, das Tier angemessen zu pflegen. Zur Pflege der Tiere gehört nicht nur die Therapie im Krankheitsfall, sondern auch die Gesundheitsvorsorge. Gesamteindruck von Herde und Einzeltier sind im täglichen Arbeitsablauf gründlich zu überprüfen.
Durch entsprechende Voraussetzungen bei der Tierhaltung soll das Wohlbefinden der Tiere und das Tierwohl gesichert und insbesondere Schmerzen, Leiden und Schäden vermieden werden.
- Tierschutzgesetz ( Zweiter Abschnitt Tierhaltung, Grundlage § 2 )
- Nationales Tierwohl Monitoring (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft)
- Förderprogramm für Tierwohl (Initiative Tierwohl, ITW)
- Bundesprogramm Nutztierhaltung (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE)
- Nutztierhaltung / Milchkuh Wissenplattform Nutztierhaltung / Milchkuh (Bundesinformationszentrum Landwirtschaft , BZL)
- Tierwohl-Themen in der Rinderhaltung (Netzwerk Fokus Tierwohl, Arbeitsgruppen des Tierwohl-Kompetenzzentrums Rind)
Arzneimitteleinsatz
Trotz der Bemühungen und Vorkehrungen können Krankheiten und Verletzungen auftreten. Das Wohlergehen der Tiere und ihre Leistung werden dadurch gefährdet. Die frühzeitige Erkennung von kranken und verletzten Rindern ist daher besonders wichtig. Dies gilt auch bei Stoffwechselstörungen. Ist ein Tier krank, muss es behandelt werden.
- Praxisleitfaden: Umgang mit kranken und verletzten Milchkühen (Netzwerk Fokus Tierwohl)
Vor dem Hintergrund der Resisitenzentwicklung liegt ein besonderer Fokus auf der Kontrolle des Einsatzes von antimikrobiellen Mitteln. Ein hohes gesundheitliches Niveau im Bestand minimiert die Notwendigkeit, mit Antibiotika behandeln zu müssen und hilft so die Entwicklung von Resistenzen zu reduzieren. Im Rahmen der Bestandbetreuung stellt der Hoftierarzt die gezielte und der Bestandssituation angepasste und umsichtige Anwendung von Antibiotika sicher. Dies entspricht der Zielsetzung der aktuellen Gesetzgebung. Sowohl europäische Vorgaben der Tierarzneimittelverordnung als auch das nationale Tierarzneimittelgesetz und zugehörige Verordnungen verfolgen das Ziel, Maßnahmen gegen Antibiotikaresistenzen zu verstärken und den Einsatz von Antibiotika zu minimieren.
Seit 2023 werden auch die bei der Milchkuh eingesetzten Wirkstoffmengen an antimikrobillen Mittlen gemäß europäischer Gesetzgebung erhoben. In Deutschland werden Milchkuhbetriebe auch in die Erfassung der betrieblichen Therapiehäufigkeit aufgenommen. Die durch die Bundestierärztekammer herausgegebenen Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln
sind eine wichtige Orientierungshilfe.
- Gesetz über den Verkehr mit Tierarzneimitteln und zur Durchführung unionsrechtlicher Vorschriften betreffend Tierarzneimittel (Tierarzneimittelgesetz, TAMG)
- Europäische Tierarzneimittelverordnung (EU) 2019/6 (Europäische Tierarzneimittelverordnung)
- Erfassung und Kontrolle des Antibiotikaeinsatzes (Bundesverband für Tiergesundheit)
- Leitlinien für den sorgfältigen Umgang mit antibakteriell wirksamen Tierarzneimitteln (Bundestierärztekammer, BTK)
Lebensleistung, Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit, Jungkuhleistung sowie Laktationspersistenz der Kühe sind wesentliche Parameter für eine effiziente und wirtschafliche Milcherzeugung.
Laut der Literatur ist die Mastitis die teuerste Einzeltiererkrankung der Milchkuh. Dabei entfällt der größte Anteil der entstehenden Kosten weitestgehend auf die durch eine Mastitis verursachte reduzierte Milchleistung. Eine schlechte Eutergesundheit beeinträchtigt auch nachfolgend die Fruchtbarkeit der Kuh. Diese indirekten Kosten bleiben bei Kostenkalkulationen oft unberücksichtigt und sind i.d.R. schwer zu erfassen. Eutererkrankungen sind insgesamt eine der häufigsten Abgangsursachen.
Die Tiergesundheit spielt eine zentrale Rolle für eine effiziente und damit auch ressourcenschonende und nachhaltige Milcherzeugung.
- Eutergesundheit: Spiegelbild des Umfeldes der Kuh (Mahlkow-Nerge, Proteinmarkt)
- Weichen stellen für gesunde und fruchtbare Milchkühe und danach (Gehring, LKV Niedersachsen Jahresbericht, S. 10)
- Weniger Kühe – mehr Einkommen (Lührmann, LKV Niedersachsen Jahresbericht, S. 16)
- Untersuchungen zur Lebensleistung und Nutzungsdauer (Römer, ZLKV Niedersachsen Jahresbericht, S. 16-19)
- Untersuchungen zur Nutzungsdauer bei Deutschen Holstein Kühen (Römer, Züchtungskunde)
- Tiergesundheit - Impulse für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion (Bundesverband für Tiergesundheit)
Ernährungssicherung und Klimawandel sind globale Herausforderungen in deren Kontext die Nutztierhaltung im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion steht. Die ethische Vertretbarkeit von Leistungen der Nutztiere, den Wechselwirkungen zwischen Leistung und Tiergesundheit und die Nutzungsdauer der Tiere sind zentrale Aspekte dieser Diskussion, die sich Milcherzeuger gegenübersehen. Oft werden große Betriebe vermeintlich negativ hinsichtlich des Tierwohls wahrgenommen. Auch müssen Tierhalter beachten, dass nützliche Hilfe wie beispielsweise das Digitale Monitoring des Bestandes oder die Automatisierung der Landwirtschaft und von Teilprozessen in der Tierhaltung von der Gesellschaft negativ wahrgenommen werden.
Aktuellen Haltungssysteme sind so weiterzuentwickeln, dass die Aspekte der Tiergesundheit, der Leistungsfähigkeit, der Ökologie, der Ökonomie und der in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen – mit der Zielsetzung, die gesellschaftliche Akzeptanz zu erlangen – bestmöglich in Einklang gebracht werden.
Für eine nachhaltige Verbesserung ist es unverzichtbar, dass die verschiedenen Fachrichtungen – Agrarwissenschaft und Veterinärmedizin – eng miteinander zusammenarbeiten. Jeder Milchkuhalter ist gefordert, seine Herdenmanagement kontinuierlich zu prüfen und gemeinsam mit dem bestandbetreuenden Tierarzt und sachkundigen Beratern zu Haltung und Fütterung stetig zu verbessern.
- Ist das Tierwohl auf kleinen Betrieben besser? (Milchtrends, Thünen-Institut)
- Die gesellschaftliche Einstellung gegenüber der (digitalen) Milchviehwirtschaft (Milchtrends, Thünen-Institut)
- Strategiepapie: Zukunft gesunde Milchkuh (DGfZ)